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AOL und die Browser

Jörg Kruse

AOL bereitet eigenen Webbrowser auf Explorer-Basis vor, so die Meldung auf heise online vor vier Tagen - eine neue Phase in dem wechselvollen Engagement des Online-Dienstes für zwei verschiedene Browser.

Chronologie

1996 Allianz von Microsoft und AOL: AOL erhält ein eigenes Verzeichnis auf dem Desktop von Windows 95, im Gegenzug wird ausschließlich der Internet Explorer als Browser unterstützt. Diese Vereinbarung trägt entscheidend dazu bei, dass der Internet Explorer den bis dato unumstrittenen Marktführer Netscape vom Thron stößt.

November 1998 AOL gibt den Kauf von Netscape bekannt, welches aber auch in den folgenden Jahren stetig an Marktanteilen verliert. Die Entwicklung des Netscape 5 wird eingestellt. Die nächste Version 6 soll auf dem Mozilla Projekt aufbauen.

November 2000 Der Netscape 6.0 erscheint. Er basiert auf dem noch unfertigen Mozilla 0.6 und wird dementsprechend ein Flopp. Spätere Versionen sind entschieden besser, aber der neue Netscape hat erstmal seinen schlechten Ruf weg.

Januar 2002 Die AOL Tochter Netscape verklagt Microsoft. Der Software-Konzern habe seine Monopolstellung bei Desktop-Betriebssystemen missbraucht, um den Netscape Browser aus dem Markt zu drängen.

April / August 2002 Der neue Netscape ersetzt den Internet Explorer in der AOL-Compusoft Software sowie vier Monate später auch in der AOL Software für Mac OS X. Die AOL Software für Windows setzt dagegen weiterhin auf dem Internet Explorer auf.

Mai 2003 Außergerichtliche Einigung: Microsoft zahlt eine Entschädigung von 750 Millionen US Dollar an AOL, welches zudem eine kostenlose Lizenz auf die Browser-Technologie von Microsoft erhält.

Juli 2003 AOL entlässt alle Netscape Entwickler, siehe auch Webnotiz Abschied von Netscape? Für die Weiterentwicklung des Mozillas wird eine Stiftung gegründet.

August 2004 Mit Netscape 7.2 erscheint die letzte Version des Navigators, sie basiert auf Mozilla 1.7.

Ironie der Geschichte: AOL ließ Netscape ausgerechnet in dem Moment fallen, als dieser bereits wieder besser war als der Explorer: die Entwicklung des Internet Explorers wurde 2001 eingestellt, während die Gecko Browser, wie Mozilla, Firefox und Netscape, aber auch andere Browser wie Opera und Safari den jetzigen Marktführer technisch ein- und schließlich überholt haben, mit der Folge, dass die Marktanteile des Internet Explore inzwischen wieder sinken. Ein AOL Browser, der auf dem Explorer basiert, wird an diesem Trend kaum was ändern, zumal die AOL-Software für Windows diesen ja eh noch als Browser-Untersatz nutzt. Es verstärkt sich nur der Eindruck, dass AOL mit seiner Entscheidung für einen Browser mal wieder zu spät kommt.