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Suchmaschinen Optimierung und Moral

Jörg Kruse

Ein Thema, das besonders in größeren Foren für Suchmaschinenoptimierung in der Vergangenheit immer wieder für Sprengstoff gesorgt hat, ist das Thema Suchmaschinen-Spam. Manchmal war schon nach kurzer Zeit ein sachlicher Austausch nicht mehr möglich, die betreffenden Threads eskalierten in hässlichen Flamewars, welche schließlich von der Foren-Administration beendet werden mussten. Zwei verschiedene Lager von SEOs bildeten sich wiederholt in den Streitthreads: die einen verurteilten jeglichen Suchmaschinen-Spam, die anderen ein Denunzieren oder gar Anprangern des spammenden Mitbewerbers. Beide haben ihre rationalen Argumente, aber auch eine eigene moralische Sichweise.

Ein Teil der Suchmaschinenoptimierer sieht sich als White Hat SEO, die Optimierung wird als ethisch bezeichnet, d.h. im Einklang mit den Richtlinien der Suchmaschinen vorgenommen, wie z.B. den Google Richtlinien für Webmaster. Ein Grundsatz ist, dass Suchmaschinen keinen anderen Inhalt erhalten, als menschliche Besucher. SEOs, die mit versteckten Texten, Doorwaypages und Cloaking arbeiten, werden dagegen als Spammer bezeichnet.

Ein anderer Teil der SEOs sieht Webseiten nicht als Spam an, wenn sie in bezug auf die Suchabfrage irgendwie relevant sind - die Art und Weise, wie sie in den Suchergebnissen nach oben gepuscht werden, ist dabei unerheblich. Man könne keine genaue Grenze zwischen sauberer Optimierung und Spamming ziehen und von der anderen Seite werde Suchmaschinenspam häufig so definiert, dass die eigene Optimierung nicht als unsauber in Frage gestellt wird. Tatsächlich messen einige Kritiker des Suchmaschinenspams diesen mit zweierlei Maß, je nachdem, ob sie die eigene oder fremde Arbeit begutachten. Verallgemeinern kann man dies allerdings nicht, es gibt viele Webmaster, die sich ernsthaft um eine saubere Optimierung ihrer Seiten bemühen, und zu recht verärgert sind, wenn Techniken, die nicht den Richtlinien der Suchmaschinen entsprechen, erfolgreicher erscheinen.

Das, was die Diskussionen über Suchmaschinenspam vergiftet und zum Überkochen bringt, ist der moralische Finger, der auf beiden Seiten erhoben wird. Die einen werden als Spammer bezeichnet, die die Suchmaschinen zumüllen, die anderen als Versager, die aus ihrem Neid heraus erfolgreiche Mitbewerber denunzieren. Eine sachliche Diskussion zwischen den beiden Gruppen über das Thema Suchmaschinen-Spam kann wohl nur konstruktiv verlaufen, wenn die eigenen Moralvorstellungen außen vorgelassen werden. Jemandem Neid zu unterstellen, nur weil er fragt, wo man bei Google Spam melden kann, oder ihm als Antwort zu entgegnen: "Der größte Lump im ganze Land ist und bleibt der Denunziant", ist jedenfalls genauso wenig einem sachlichen Austausch dienlich, wie ein anderes Mitglied des betreffenden Forums wegen Suchmaschinen-Spamming an den Pranger zu stellen.