Links: Empfehlungen oder Web-Währung?

04.08.2004 Vor eineinhalb Jahren war Google für die Suchmaschinen-Optimierer (SEOs) noch berechenbarer, als sie es heute ist: einmal im Monat durchlief die Suchmaschine ein großes Update namens Google Dance, in dem das Ranking in den Suchergebnisseiten (SERPs), die Backlinks der Webseiten (Suchabfrage link:www.domain.de) sowie deren Pagerank neu berechnet und angezeigt wurden. Später wurden Ranking-Update einerseits und das Pagerank-/Backlink-Update zeitlich voneinander getrennt. Im Juli dieses Jahres schließlich gab es ein Backlink-Update ohne dass ein neuer Pagerank angezeigt wurde. Merkwürdig zudem, dass bei der link: Abfrage nicht mehr wie bisher ausschließlich Verweisseiten angezeigt werden, die mindestens einen Pagerank 4 aufweisen. Stattdessen fehlen auf der Ergebnisseite Verweisseiten mit hohem Pagerank. Einige mutmaßen, dass Google eine Panne erlitten hat, andere, dass es die Backlink-Abfrage und Pagerank-Anzeige als Mess-Instrument für die SEOs ein stückweit unbrauchbarer machen wollte. Auch wenn sich die Anzeige wieder "normalisieren" sollte, stellt sich die Frage, ob dies von Dauer ist.

Der Erfolg der Suchmaschine Google beruht darauf, dass sie die Relevanz der Webseiten u.a. durch ihre Linkpopularität ermittelt. Ein Link kann als eine Empfehlung betrachtet werden: je mehr Links zu einem bestimmten Thema auf eine Seite verweisen, umso empfehlenswerter ist diese Seite in bezug auf dieses Thema. Dadurch, dass Links das Ranking der Suchmaschinen beeinflussen, sind sie inzwischen aber auch zu einer Art Währung im Web geworden. So werden Links oft nicht mehr als Empfehlung gesetzt, sondern um die eigene Seite im Ranking zu verbessern. Webmaster schließen Link-Partnerschaften, nehmen an Linktausch-Programmen teil, oder mieten Links zu einem bestimmten Preis. Auch ich habe einige Linkpartnerschaften geschlossen, für mich war in allen Fällen allerdings Voraussetzung, dass ich die verlinkten Seiten meinen Besuchern auch wirklich empfehlen kann und ich die Links nicht vor ihnen verstecken muss.

Aus Sicht von Google und anderer Suchmaschinen dürfte der wachsende Handel mit Links nichts Gutes sein, wird doch die Linkpopularität so ad adsurdum geführt. Wenn immer mehr Webseiten sich auf diese Weise ein gutes Ranking verschaffen, schadet dies einer Suchmaschine gleich in zweifacher Hinsicht: auf der einen Seite mindert dies die Suchqualität, wenn für die Linkpopularität nicht mehr die Qualität der Seiten verantwortlich ist; auf der anderen Seite bieten Suchmaschinen selbst bereits ein bezahltes Listing an, bei Google ist dies z.B. die Kontextwerbung AdWords; beim Linkhandel wird zwar Geld für ein gutes Ranking ausgegeben, aber dieses Geld erhält nicht die Suchmaschine, sondern der Linkpartner.

Falls Google die Qualität der Pagerank-Anzeige und Backlink-Abfrage herabsetzt, wäre dies m.E. durchaus verständlich; gebraucht werden diese v.a. von SEOs als Berechnungsgrundlage für Link-Tausch und -Handel. Für den eigentlichen Nutzer der Suchmaschine sind diese Features dagegen von sekundärer Bedeutung, falls er von ihnen überhaupt Kenntnis hat. Ich selbst habe die Pagerank-Anzeige zwar im Internet Explorer und im Mozilla installiert, bin aber meistens mit Opera im Web unterwegs - und ich denke, es hat auch sein Gutes, dass ich nicht bei jeder Seite sehe, wie grün, weiß oder grau der Balken ist, die empfohlene Qualität einer Webseite lässt sich daran jedenfalls nicht immer ablesen.